Ein leises Vermächtnis

Johnny Cash - My Mother's Hymn Book Zum 2003 im Alter von 71 Jahren verstorbenen Johnny Cash muss man wohl nicht mehr viel sagen. Allgemein bekannt ist wohl, dass er eine Countrylegende war, ein bewegtes Leben hatte und als der "Man in Black" galt, was nicht nur der Name eines seiner Lieder war, sondern eine ganze Lebenseinstellung. Manche sahen in ihm einen heimlichen geistigen Vorläufer des Gothic, da er schon damals Schwarz trug, als Reaktion auf die herrschenden gesellschaftlichen Mißverhältnisse. In seinem Lied "Man in Black" heißt es u.a.: "Oh, I'd love to wear a rainbow everyday, and tell the world that everything's OK. But I'll try to carry off a little darkness on my back. 'Til things are brighter, I'm the man in black." Weniger bekannt ist vielleicht, dass Cash gläubiger Christ war und dies auch offen von sich sagte.

So überrascht es nicht, dass diese seine (meines Wissens) letzte CD eine Sammlung seiner liebsten Kirchen- und Country-Gospel-Lieder ist. Entsprechend dem Namen des Albums hat er diese aus dem alten Gesangsbuch seiner verstorbenen Mutter ausgewählt und interpretiert diese nun in größter Einfachheit. Zu hören bekommt man nicht mehr als Cashs einstimmigen Gesang und seine Akustikgitarre.

Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf der christlichen Ewigkeitshoffnung. Es ist beeindruckend, wie Cash die Lieder minimalistisch mit brüchig gewordener Stimme interpretiert und erahnen läßt, dass für ihn die Lieder weit über die Musik hinausgehen und Bedeutung haben, wo er doch zur Zeit der Aufnahme (Juli '03) dem Sterben (im September '03) womöglich näher stand als allem anderen.

Im Vorwort zur vorliegenden CD schreibt Cash, dass dies sein Lieblingsalbum sei, unter allen, die er jemals aufgenommen habe, und dass er froh sei, dass er es noch aufnehmen konnte. Cash weiter im Original: "On that album I nailed it. That was me. Me and the guitar, and that's all there was in it and all there was to it. I'm so glad that I got that done."

Auf einzelne der 15 Lieder möchte ich nicht herausgreifend eingehen, da sie zusammen einen homogenen Gesamtklang bilden, der sich inhaltlich und von der Interpretation her nicht weitreichend unterscheidet. Jedoch hat einem jedes Lied etwas zu sagen, wenn man auf die Aussagen der Texte achtet. Sie relativieren die Sorgen dieser Zeit und weisen auf eine zukünftige Herrlichkeit und Gemeinschaft mit Gott für die Gläubigen hin, die durch Jesu stellvertretendes Sterben am Kreuz möglich wurde. Den Abschluss bildet das Lied "Just As I Am", in dem Cash am Ende noch einmal bei ausklingender Gitarrenbegleitung den Satz singt: "O Lamb of God, I come... ... I come..." Danach wird der Hörer in die Stille entlassen, um weiter über die Endlichkeit des irdischen Lebens, die Ewigkeitshoffnung und die Inhalte der gehörten Lieder nachzudenken.

Das Booklet ist in Schwarz-Weiß gehalten und enthält neben dem Vorwort einen Text über die Entstehung des Albums und persönliche Kommentare von Cash zu den einzelnen Liedern. Die Liedtexte sind nicht abgedruckt, aber dafür, auch mit geringen Englischkenntnissen, recht gut zu verstehen.

Fazit: My Mother's Hymn Book ist eine Art Vermächtnis, in dem sich Cash noch einmal auf das Wesentliche besinnt, und ein hörenswertes Album für die ruhigeren und besinnlicheren Stunden, das man am besten hört, wenn man alleine und es ansonsten um einen herum still ist.

Christian Pleik, 16. 11. 2005

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