Verträumte Klangwelten

Ebenbild - Morgenlicht Wer die Debüt-CD des Leipziger Duos Ebenbild einlegt, bekommt als erstes einen melancholischen Keyboard-Klangteppich geboten - doch wird ebendiese Melancholie gleichzeitig durch den Titel des ersten Stücks, "Was betrübst du dich, meine Seele?", in Frage gestellt. Über die langsamen Keyboards legen sich bald überraschend Triolen von Gitarre und Schlagzeug: Man gewinnt den Eindruck, dass eine Entdeckungsreise begonnen hat. Eine Reise in eine Welt (fast) ohne Worte. Denn Ebenbild spielen ausschließlich Instrumentalmusik. Die Titel deuten dabei an, in welche Stimmung die Stücke den Hörer führen sollen: Da heißt es philosophisch "Ist unsere Lebenszeit nicht kurz genug?" oder "Mehr als alles andere behüte dein Herz"; andere Titel wie "Als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe" bedienen sich aus der alttestamentlichen Bilderwelt.

Nicht nur dadurch wird klar, dass dies ein spirituelles Album ist, zumidest für den potenziell spirituellen Hörer. Musik braucht offenbar keinen Text, um geistlich gehaltvoll zu sein - ein Umstand, für den beispielsweise die vielen Instrumental-Veröffentlichungen in christlichen Musikkatalogen sprechen.

Die Musik von Ebenbild bewegt sich oftmals auf der Skala zwischen Langsamkeit und Schnelligkeit, Ruhe und Hektik, Theatralik und Subtilität, Dur und Moll, ohne dabei lange auf einem Punkt der Skala zu verharren. Dass die Musik von einem Mann und einer Frau geschrieben und eingespielt wurde, trägt sicherlich zu diesem Doppelcharakter bei, den viele der Stücke entfalten. Insgesamt könnte man den Stil von Ebenbild wohl als melodischen (oder melodramatischen?) Progressive Rock mit leichten Metaleinflüssen bezeichnen. Dieser Stil wird hin und wieder durch überraschende Wendungen, Rhythmuswechsel und dergleichen aufgebrochen, so dass es nie langweilig wird. "Wildwogende Wasser, die unsere Seele überfluten" hat dabei stellenweise durchaus Ähnlichkeiten mit nordischem Black Metal; "Ist unsere Lebenszeit nicht kurz genug?" erinnert mit seinen Klavierpassagen an die Theatralik von Angizia, bleibt dabei jedoch weitaus bodenständiger. Insgesamt nehmen jedoch die verträumten Melodien, meist getragen durch die Sologitarre, die meiste Zeit über eine mehr oder weniger zentrale Rolle ein, wodurch das Werk doch einen einheitlichen Eindruck hinterlässt.

Als Ebenbild präsentieren uns Silas und Maria Hofmüller, übrigens beide auch Teil der Formation Irrsterne, eine Dreiviertelstunde Musik zum Nachdenken, Träumen, Genießen, ... eine musikalische Reise durch aufwirbeldnen Staub und wogende Fluten, auf der wir jedoch immer wieder zum Ruhepol zurückkehren, geradeaus blicken und niemals das Morgenlicht aus dem Auge verlieren. Die Produktion ist ziemlich sauber, das von Patrik Thiele designte Cover ist minimalistisch und in sich stimmig, und die Melodien gehen großenteils ins Ohr. Mein Fazit: Musik, die sich zwischen den Extremen bewegt, ohne ihr Zentrum zu verlieren; ein Album, das überzeugt; eine Reise, die sich lohnt.

Die CD ist über die Homepage der Band zu bestellen, bei Myspace gibt es Hörproben.

Patrick Maiwald, 06. 08. 2008


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