"Ein ganzes Album als Gratis-Download? - Die haben doch wohl eine Fledermaus unterm Pony..."

BATZZ in the Belfry Mit einem Demo, das man wahlweise als CD kaufen oder in voller Länge aus dem Netz herunterladen kann, beglückt uns diese junge Darkwave-/Gothic-Formation aus den Staaten. Schon beim ersten Hören beeindruckte mich der Abwechslungsreichtum der sieben kurzen Stücke - und das trotz ihrer relativen Einfachheit.

In dieser Musik gibt es kein Detail, das nicht an seinem Platz wäre, im Zweifelsfall galt bei der Komposition wohl der alte Grundsatz "weniger ist mehr". Sogar der simpel und linear gehaltene Drumcomputer geht einem nicht auf die Nerven: BATZZ in the Belfry (der Ausdruck heißt im Deutschen etwa: "nicht mehr alle Tassen im Schrank", allerdings ist belfry ein Glockenturm, was dem Ausdruck in der Originalsprache natürlich passenderweise einen düster-sakralen Anstrich verpasst) erzeugen mit ihrer Art von Minimalismus die perfekte Mischung aus Monotonie und Atmosphäre. Zumindest gilt dies für fünf der sieben Stücke, denn sowohl das Intro "Ur of the Chaldeans" als auch das vorletzte Stück, "Aspire to Heaven", sind (fast) reine Keyboard-Instrumentalstücke, die sich meiner Meinung nach nicht so gut in den Rest des Klangwerkes einfügen - irgendetwas passt hier nicht mit der erzeugten Stimmung ... die doch eher "positiven" Melodiebögen erinnern mich an ein ähnlich misslungenes Crüxshadows-Albumoutro. Aber dieser Ausrutscher sei den vier Amerikanern bei ihrem Erstversuch noch verziehen.

Umso besser gefallen mir die "richtigen" Stücke, an denen das gesamte Quartett beteiligt ist: Bass und Drumcomputer setzen - mal langsam und andächtig, mal auch überraschend schnell bzw. militant, aber nicht weniger berechnend - zusammen mit subtilen Keyboards und nur sporadisch als Effektmittel eingesetzten Gitarrenklängen eine kraftvolle, düstere Atmosphäre, und der Gesang von Frontmann (und Bassist) Nelson beeindruckt nicht weniger. Nach unten scheint seinem Tonumfang keine Grenze gesetzt zu sein, aber auch in der mittleren Stimmlage singt er sicher und kräftig - ein weiteres Beispiel für die in der Regel überdurchschnittlich guten Vokalisten in der christlichen Szene (siehe z. B. auch Saviour Machine, Virgin Black, Spy Glass Blue, Wedding Party, The Awakening, Fearful Symmetry, etc.).

Einige Texte sind Verarbeitungen beeindruckender Passagen des Alten Testaments ("Shinar" [ein Synonym für Babylon], "Out of the Storm"); "Sunday Mourning" ist ein Klagelied über die Vergänglichkeit, in dem aber auch Hoffnung auf Erneuerung steckt: "Somewhere the days are all brand new..." - und dann der Wechsel ins majestätische Dur: Immer wieder schön. Das letzte Stück, "O Come, O Come, Emmanuel", ist ein traditionelles englischsprachiges Weihnachtslied, das aus der Sicht des auf den Erlöser wartenden Volk Israel geschrieben ist, und beendet das Demo, dessen Rezension somit auch in die Weihnachtszeit passt, mit einer der tiefsten Töne, die man sich gesungen vorstellen kann.

Ich hoffe, dass man bald mehr von den BATZZ hören wird, denn das 2004 veröffentlichte Demo klingt - trotz der bereits aufgezeigten kleinen Schwächen - weitgehend wirklich vielversprechend.

Patrick Maiwald, 30. 11. 2005

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=> BATZZ in the Belfry (Homepage - hier gibt es auch die Demo zum Herunterladen)