Früher...
- Ich weiß, dass ich damit manchen Menschen unheimlich auf den Zeiger gehe - und trotzdem:

Früher...
Früher war zwar nicht alles anders und schon gar nicht alles besser, und ich hoffe, dass es immer dann laute Aufschreie gibt, wenn irgendwer diesen Blödsinn behauptet - aber: Es gab einige Dinge, die verlässlich waren.
Herbert Wehners Zwischenrufe im Bundestag etwa.
Oder ein Kleinstadtverein namens VFL Gummersbach, der Jahr für Jahr Meisterschaft und Europapokale holte, und das mit einem Budget, für das sich heutige Handballstars nicht einmal Sportschuhe kaufen würden.
Oder der VW Käfer, der lief und lief und lief, und das mit fünf Erwachsenen im Bauch und dem Gepäck für vier Wochen Campingurlaub in Italien auf dem Dach und dann noch über die Alpen...

Genug der Häme...
Manches war einfach verlässlich. Und zu den verlässlichen Dingen gehörten die Abenteuer des Galliers Asterix und seines "Wer ist hier dick?"-Kumpels Obelix.
Auch wenn die Lektüre eines Comics "damals" in jedem Fall dazu führte, dass die Deutschnote eine Stufe schlechter ausfiel - Comics galten als Subkultur, als amerikanische Subkultur noch dazu, und ähnlich wie bei der Onanie war klar, dass die Lektüre eines Mickey Mouse-Heftes krumme Finger und noch krummere Charaktere ergab
- auch wenn klar war, dass das Volk der Dichter und Denker neben Goethe niemals Dr. Erika Fuchs dulden würde,
- auch wenn klar war, dass der Untergang des Abendlandes in Form von Sprechblasen nicht mehr lange auf sich warten lassen würde:

Asterix jedenfalls war akzeptiert, war gerne gesehen, erlaubte er doch einen lebensnahen Lateinunterricht und rudimentäre Kenntnisse keltisch-römischer Geschichte auf einen Streich.

Hand aufs Herz, wenn Ihr älter als 30 seid: Wer unter Euch hat nicht lieber im Lateinunterricht Asterix gelesen anstelle des Machos Cäsar? Und wer unter Euch verdankt nicht die drei oder fünf lateinischen Sprichwörter, die man kennen sollte, will man auf Pastors Teeparty Aufsehen erregen, der regelmäßigen Lektüre von Asterix-Heften? Was ist mit Weisheiten à la "alea iacta est", "nunc est bibendum", "auri sacra fames" und ähnlichen Sprüchen? Wäre Asterix verbannt worden - die Welt hätte ärmer ausgesehen...

Und so gab es eine symbiotische Beziehung zwischen Historikern, Latinisten, Comicfans und SchülerInnen, eine Symbiose, die über Jahre hinweg ihr Recht behielt, eine Symbiose, die nicht einmal der Tod des unstrittig genialen Texters Rene Goscinnys und die Übernahme der gesamten Verantwortung durch Zeichner Albert Uderzo erschüttern konnte.

Gewiss... Nach dem Tod Goscinnys waren eigentlich alle Hefte Mist. Mal durchaus amüsanter Mist ("Asterix und Maestria"), meist erträglich mittelmässig ("Asterix im Morgenland", "Der Sohn des Asterix"), dann unter Null schlingernd ("Asterix und Latraviata"), um dann endgültig in den Orkus zu stürzen.

Um es mit einem geflügelten, den besseren Asterixheften entlehnten Wort zu sagen: "Der spinnt, der Gallier!" Und zwar heftig!

Denn was mit "Gallien in Gefahr" vor etwas mehr als zwei Wochen unter das Volk gekübelt wurde, gibt all denen Recht, die diese fünf Euro lieber in billigen Fusel investieren. Ist genauso sinnlos, hat aber den Vorteil, dass es nur einen reuevollen Morgen danach gibt.

Ohne die schwachsinnigen Einzelheiten durch besonderen Kommentar aufwerten zu wollen, möchte ich doch daraus hinweisen, dass die Existenz außerirdischer "Tadsylwinen" (= "Walt Disney", ein absoluter Schenkelklopfer für Arme), die im erbitterten Kampf gegen die bösen "Nagmas" (= "Mangas", noch so ein Brüller) stehen, und denen nicht einmal ihre dachschadengeschüttelte fliegende Eingreiftruppe weiterhelfen kann (jetzt werde ich wirklich sauer - die sehen aus wie ein nicht völlig unbekannter Österreicher, der derzeit Gouverneur von Kalifornien ist...), wohl aber der Zaubertrank eines einmal mehr verpeilten Druiden (der Tadsylwine ärgert sich doch tatsächlich schwarz - haben wir gelacht!) das, was ich mal mit Asterix verbunden habe, in Regionen befördert, aus denen es eigentlich keine Wiederkehr geben dürfte.

Doch da die Welt schlecht ist und da es um Geld geht, um viel Geld, um sehr viel Geld sogar, steht eine Wiederkehr solange zu erwarten, wie Albert Uderzo lebt. Also dann...

Wie wäre es mit z.B. mit folgendem Szenario: "Asterix und EUnix"?
Er könnte Merk(el)nix und Haiderus treffen, vielleicht auch Trappatonix oder Blairfax, um dann am Ende vielleicht dem bösen Zenturio Dschordschbus(h) einen "Heißen Hund" (was haben wir gelacht, als wir das gelesen haben, oder? - Freundliche Frage: Wer eigentlich isst Froschsegmente - Amerikaner oder Franzosen?) zu verpassen, an dem selbiger sang- und klanglos verscheidet.

Das ist zwar auch Schwachsinn. Aber immerhin kriege ich kein Geld dafür.

Heiko Ehrhardt


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